sie behandelt wichtige einstellungen und vorgehensweisen im zusammenhang mit farben und mit dem farbmanagement von scribus.
die kalibrierung von bildschirm (und arbeitsplatz) wird in einem anderen beitrag behandelt und hier nachträglich verlinkt – sonst wird das wirklich zu lang…
farbräume
am bildschirm werden werden farben aus rotem, grünem und blauem licht zusammengesetzt; auch kameras und scanner arbeiten in diesem RGB-modus.
die prozessfarben für den vierfarbendruck sind cyan, magenta, gelb und schwarz. hier wird das weisse licht mit entsprechenden pigmenten gefiltert. ein höherer farbanteil ergibt ein dunkleres bild. deshalb wird CMYK auch als subtraktives farbsystem bezeichnet, im gegensatz zum additiven RGB-system.
aber auch geräte, die das selbe farbsystem nutzen, decken selten wirklich den selben farbraum ab. im additiven system gibt es mit sRGB eine art minimal-standard, der von den meisten geräten unterstützt wird. auch adobeRGB (ein gegenüber sRGB erweiterter farbraum) wird von vielen kameras angeboten. allerdings kann er von den wenigsten bildschirmen auch nur annähernd dargestellt werden.
neben den prozessfarben können im offsetdruck auch volltonfarben (in scribus ‚schmuckfarben‘) verwendet werden. diese werden als fünfte farbe ausgegeben und mit einem zusätzlichen druckwerk gedruckt. auf schmuckfarben wird hier nur am rand eingegangen.
damit wir in diesem gewirr einigermassen farbverbindlich arbeiten können, übernimmt die farbmanagementsoftware die konvertierung zwischen den farbräumen der verschiedenen geräte und medienkombinationen und simuliert auf wunsch bereits am bildschirm das gedruckte ergebnis.
in scribus ist (wie in inkscape, gimp…) littleCMS dafür verantwortlich.
das erste ‚C‘ nach ‚build id‘ steht steht für littleCMS. wird an dieser stelle ein stern angezeigt, muss littleCMS erst noch installiert werden.
grundeinstellungen
unter ‚einstelllungen‘ → ‚farbmanagement‘ werden die grundlegenden einstellungen vorgenommen.
- farbmanagement aktivieren
- profile auswählen (normalerweise enthalten die bilddateien bereits ein profil, das von der kamera oder vom scanner stammt. für bilder ohne profil wird das hier eingestellte genutzt. in diesen fällen passt meistens sRGB.)
- die profile unter ‚füllfarben‘ definieren die farbräume, in welchen grafische elemente erstellt werden..
- damit wir nicht im blindflug arbeiten müssen, wird unter ‚monitor‘ ein auf den eigenen bildschirm zugeschnittenes profil eingestellt. (→ monitor kalibrieren – hier folgt ein link, sobald der entsprechende beitrag erstellt ist.)
- anhand des unter ‚drucker‘ ausgewählten profils wird die simulation der druckfarben am bildschirm gesteuert (sofern diese funktion aktiviert ist…) idealerweise steht dort bereits das profil, das später für den .pdf-export genutzt wird. druckerprofile sind zum teil auf den webseiten der hersteller zu finden. für wirklich farbverbindliches arbeiten sollte aber der eigene drucker in kombination mit tinte/toner und papier kalibriert werden.
falls extern gedruckt wird, sollte das profil von der druckerei erfragt werden. - unter ‚render-prioritäten‘ wird die art der farbkonvertierung bestimmt. die im screenshot eingestellten prioritäten sind im allgemeinen sinnvoll (die konvertierung der bilder ist auf die menschliche wahrnehmung abgestimmt, der ausgangsfarbraum von grafiken wird gleichmässig auf den zielfarbraum skaliert.)
diese einstellung sollte nur in spezialfällen (z.b. wenn ein teil des bildes nahtlos in eine farbfläche übergehen soll…) verändert werden.
bei der european color initiative können standardprofile heruntergeladen werden, mit denen viele druckereien arbeiten.
die beschriebenen einstellungen beeinflussen dokumente, welche neu erstellt werden.
für bestehende dokumente gibt es die gleiche einstellungsmaske unter ‚datei‘ → ‚dokument einrichten‘ → ‚farbmanagement‘.
farbpalette
scribus verfügt von haus aus über rund 200 vordefinierte farbpaletten.
wenn kein dokument geöffnet ist kann unter ‚bearbeiten‘ → ‚farben‘ → ‚aktive palette‘ eine davon als standard ausgewählt werden.
die farben der gewählten palette sind danach in jedem neuen scribus projekt verfügbar. ist ein projekt geöffnet, fehlt der eintrag zum auswählen der paletten.
in den meisten fällen ist es aber sowieso sinnvoller, sich über die schaltfläche ‚neu‘ passende farben für ein projekt zu erstellen oder über ‚importieren‘ farben aus einem bestehenden scribus-dokument zu übernehmen. farben können in RGB, CMYK oder als schmuckfarben erstellt werden. unter ‚neu‘ können auch einzelne farben aus den vielen vordefinierten paletten übernommen werden.
werden objekte aus anderen dateien (und von anderen programmen) importiert, sind auch deren farben verfügbar. unter umständen entstehen so mehrere identische farben (oder solche, die nur durch unmerklich voneinander abweichen. bei grösseren projekten kann die liste rasch unübersichtlich werden.
beim löschen einer farbe kann eine andere farbe als ersatz gewählt werden. so kann die liste reduziert werden.auch ‚unbenutzte entfernen‘ verschafft übersicht, räumt aber vielleicht etwas zu gründlich auf. als sanfteren ersatz können in der eigenschaften-palette nur die verwendeten farben angezeigt werden. die anderen verschwinden so zwar nicht aus der datei, sind aber unsichtbar.
bei jeder farbe zeigt ein drei- oder vierfarbiges symbol in welchem farbsystem sie definiert ist.
steht der zeiger über einer farbe, wird deren zusammensetzung angezeigt.
bei schmuckfarben erscheint zusätzlich ein roter punkt, bei farben, die im gewählten simulationsprofil nicht darstellbar sind, ein rot-gelbes dreieck.
diese warndreiecke erscheinen nur bei aktiver druckfarbensimulation.
bei mir ist als standard-palette ‚scribus basic‘ eingestellt. diese enthält die grundfarben der beiden farbsysteme RGB und CMYK, sowie drei schwarz mit buntanteilen und ‚registration‘. (eine farbe, die im eigentlichen layout nie verwendet wird. sie ist für passermarken reserviert.)
weitere farben erstelle ich für die einzelnen projekte. für wiederkehrende projekte habe ich sowieso dokumentvorlagen, die nebenbei auch ihre eigene farbpalette enthalten.
unter ‚extras‘ → ‚farbkreis‘ gibt es die möglichkeit, mehrteilige farbsets zu generieren – eine schöne spielerei, aber auch ein ernsthaft brauchbares werkzeug um auf die schnelle zu aufeinander abgestimmten farben zu kommen.
als zusätzliches feature kann man sich die farbsets mit den auswirkungen verschiedener sehbehinderungen anzeigen lassen. interessant ist vor allem die rot-grün-blindheit. zumindest in form einer rot-grün-sehschwäche ist diese recht verbreitet. (ca. 9% bei männern, 8‱ bei frauen)
über eine schaltfläche in der rechten unteren ecke des hauptfensters ist die simulation verschiedener formen der farbenblindheit auch im ganzen aktiven dokument möglich.
arbeit am layout
platzierte bilder liegen meistens in RGB vor. ohne zwingenden grund sollte dies auch nicht vor der ausgabe der druckdaten geändert werden. grafische elemente können je nach art des dokumentes in RGB oder in CMYK erstellt werden.
die meisten druckertreiber unserer heim-geräte und viele professionelle digitaldrucksysteme benötigen RGB-daten. auch bei dokumenten, die sowohl für den offsetdruck als auch für die betrachtung am bildschirm gedacht sind, sollte erst am schluss eine CMYK-version für die druckerei ausgegeben werden.
beim wechsel von RGB zu CMYK geht einiges an leuchtkraft verloren. daher ist oft erstmal ein reiner RGB-workflow angesagt.
über das eigenschaften-fenster sind die definierten farben auswählbar.
die farben können im ‚tonwert‘ reduziert werden, was auf den ersten blick mit einer reduktion der ‚deckkraft‘ identisch zu sein scheint. das ist aber ein gefährlicher irrtum!
im allgemeinen werden die farben als deckend verstanden. da sie dies in der physikalischen realität der drucktechnik nicht sind, werden bei übereinander liegenden elementen die verdeckten teile nicht mitgedruckt. dies wird als ‚aussparen‘ bezeichnet. (bei scribus auch unter deutscher bedienoberfläche ‚knockout‘…)
wird dagegen die deckkraft reduziert, vermischen sich die farben übereinander liegender objekte. die transparenzeinstellungen (deckkraft und verrechnungsmodi) sind eine ganz spezielle kategorie, die gerade in scribus oft schwierigkeiten macht.
in .pdf-versionen ab 1.4 dürfen echte transparenzen enthalten sein, für .pdf 1.3 müssen diese reduziert (für jeden bereich die definitive mischfarbe berechnet) werden und scribus kennt keine transparenzreduktion! – werden transparenzeinstellungen verwendet, muss die datei als .pdf1.4 oder höher ausgegeben werden!
um weisse blitzer bei leichter verschiebung der einzelnen farben zu vermeiden, werden auf ‚knockout‘ gestellte elemente unterfüllt (die aussparung ist etwas kleiner als das überlagernde element) oder im falle von dunklerem untergrund überfüllt (das oben liegende element – also wieder das hellere – wird leicht erweitert). um dieses sogenannte ‚trapping‘ müssen wir uns eigentlich nicht kümmern. das ist sache der druckerei.
da die druckfarben aber nicht deckend sind (auch schwarz nicht wirklich!) kann bei schriften, die grosse unterschiede in den linienstärken aufweisen das schriftbild durch trappingeffekte massiv verunstaltet werden. deshalb sollte schwarzer oder sehr dunkler text, der über eine farbfläche oder über ein bild läuft im allgemeinen auf ‚überdrucken‘ gestellt werden.
ein anderer grund, überlagernde elemente zu ‚überdrucken‘ kann auch das gestalterische spiel mit den mischfarben sein (das, was im allgemeinen mit den transparenzeffekten erreicht wird) – leider sehen wir aber im bearbeitungsmodus nichts von diesen mischfarben. diese sind nur über ‚datei‘ → ‚druckvorschau‘ oder in der ausgegebenen .pdf-datei sichtbar.
druckvorschau: links alle farben, rechts nur der cyan-auszug – die ‚sattere‘ farbe beim überdrucken ist auch bei der schwarzen schrift sichtbar.
weisse elemente dürfen selbstverständlich nicht auf überdrucken stehen, da diese nur durch die aussparung sichtbar sind. (ausser bei weiss als schmuckfarbe…)
.pdf-export
spätestens bei der ausgabe der .pdf-datei müssen wir wissen, was damit weiter geschehen soll.
allenfalls erscheinen zuerst warnungen der druckvorstufenüberprüfung, die erst bearbeitet werden müssen. im zusammenhang mit farben sind dies vor allem transparenzen oder eingebettete .pdf-dateien.
bei mir ist diese überprüfung standardmässig recht streng eingestellt, damit sie erst mal meckert, wenn sie irgend etwas findet. ich kann eine warnung immer noch ignorieren, wenn sie im aktuellen fall keine rolle spielt…
danach erscheint der .pdf-export-dialog. hier interessieren uns im zusammenhang mit farbe die reiter ‚allgemein‘, ‚farbe‘ und ‚pre-press‘.
unter ‚allgemein‘ wird erst mal das .pdf-format gewählt.
soll eine RGB-datei ausgegeben werden (bildschirm, RGB-basierter digitaldruck), hängt die auswahl im hier besprochenen zusammenhang ausschliesslich davon ab, ob transparenzen vorhanden sind. (falls ja, 1.4 oder 1.5)
im echten vierfarbendruck sagt die druckerei, was sie haben will – allerdings oft etwas verwirrend… viele druckereien wünschen daten im format .pdf/x3, schreiben dann aber auch irgendwo: ‚alle bilder in CMYK‘.
.pdf/x-3 und x-1a unterscheiden sich darin, dass in x-1a alle elemente zwingend im zielfarbraum vorliegen müssen, in x-3 aber ein gemischter inhalt aus verschiedenen RGB- und CMYK-farbräumen erlaubt ist, solange jedes element korrekt profiliert ist. folgerichtig belässt scribus beim .pdf/x-3-export die platzierten objekte in ihrem ausgangsfarbraum.
wird also .pdf/x-3 und ‚alles in CMYK‘ verlangt, sollte als .pdf/x-1a exportiert werden.
die .pdf/x-formate erscheinen nur bei aktiviertem farbmanagement. diese basieren auf .pdf 1.3 – sie unterstützen also keine transparenz!
eine weitere farbrelevante einstellung ist die checkbox ‚pdf- und eps-dateien einbetten‘. (hier leider ausgegraut aufgrund eines bugs in scribus 1.4.5 für macOS, der vermutlich für 1.4.x nicht mehr behoben wird…)
eine in einen bildrahmen eingefügte .pdf-datei wird normalerweise als bild aufgerastert und wie andere bilder ins profil des ausgabefarbraumes konvertiert. dadurch werden auch schriften und vektorgrafiken in pixel verwandelt. durch anklicken dieser checkbox wird ein rastern verhindert und die .pdf-datei unverändert übernommen. dabei beibt sie aber auch vom farbmanagement ausgeschlossen. sie sollte also bereits im ausgabefarbraum vorliegen, falls farbtreue hier wichtig ist.
im reiter ‚farbe‘ sollte unter ‚ausgabe vorsehen für:‘ auch dann ‚monitor / internet‘ ausgewählt werden, wenn das file für den ausdruck auf einem standard laser- oder tintenstrahldrucker dienen soll. ‚drucker‘ steht hier für:
- echten vierfarbendruck (z. b. offset)
- RGB-ausgabe in einem definierten farbprofil – in diesem fall wird 'benutzerdefinierte ausgabeeinstellungen verwenden' und darunter 'farbprofil verwenden' ausgewählt und das entsprechende (von der druckerei angegebene) profil eingestellt.
die ganzen exporteinstellungen können auch früher schon unter ‚datei‘ → ‚dokument einrichten‘ → ‚pdf-export‘ (oder für neu zu erstellende dateien unter ‚einstellungen‘ → ‚pdf-export‘) vorgenommen werden. allerdings ist das definitive ausgabeprofil gar nicht immer so früh bekannt.
soweit alles klar?
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